Studium
7. Semester, ETH Zürich
Realisierung
Vera Holz, Julian Holz
Professur
Marcel Bächtiger, Professur Annette Gigon und Mike Guyer
Produktionsjahr
2020
Mit rund 430‘000 Personen ist der Bahnhof Zürich der grösste Bahnhof und einer der meisten frequen-tierstete Ort in der Schweiz. Seit dem Bau des Urbahnhofs im Jahr 1847 wurde er immer wieder umge-baut und erweitert. Heute ist der Bahnhof ein grosser Komplex auf verschiedenen Ebenen und verfügt nicht nur über einen Kopfbahnhof, und seit 2015 vier Durchgangsgleise, sondern bietet auch ein grosses Einkaufszentrum: das „ShopVille“.
Von 1987 -1991 gestalteten Trix und Robert Haussman den S-Bahnhof im Untergeschoss und den alten Teil des ShopVilles. Ihr gelungener Entwurf mit dem markanten schwarz-weissen Zebramuster gibt dem Besu-cher eine gute Orientierung. Viele Spiegel oder spiegelnde Oberflächen erweitern den Raum und lassen ihn grösser erscheinen und führen auch immer wieder zu interessanten und teils lustigen Interaktionen. So wird zum Beispiel schnell überprüft, ob die Krawatte noch sitzt oder ein Selfie geschossen.
Über alldem wacht der „Schutzengel“ von Niki de Saint Phalle, der zu den „Nanas“ – Frauenfiguren mit betont üppigen und runden Formen gehört. Das Kunstwerk ist ein Geschenk von der Firma Securitas zum 150 Jährigen Jubiläum der Schweizer Bahnen. Seitdem schwebt die Figur bunt bemalt in der Bahnhofs-halle über den Reisenden und beschützt sie auf ihren Reisen nach Nah und Fern.
Mit der Kamera versuchte ich die verschiedenen Eigenheiten des Ortes einzufangen. Inspiriert von Filmen von Michelangelo Antonioni oder Rainer Werner Fassbinder nutze ich die Spiegel um einen neuen, einen anderen Blick auf den Ort zu bekommen. So setzt sich der Film aus Ausaufnahmen auf oder durch den Spiegel, sowie den Geschehnissen um den Spiegel zusammen. Eingebettet in einer kleinen Reise, begin-nend mit der Ankunft im Bahnhof im Untergrund, wandelt man durch die Räumlichkeiten des Bahnhofs. Wie ein Flaneur lässt man sich treiben von den Geschehnissen, beobachtet die Leute, versucht Besonder-heiten zu entdecken. In dem geschäftigen Tun und zügigen Lauf der Reisenden nimmt man einen Gegen-position ein. Mit einem ruhigen Blick nimmt man das Ganze wahr und befindet sich in einem bedechtigen bis träumerischen Zustand. Gleichzeitig ist man auch getrieben von dem Tempo an dem Ort und wieder-kehrende Aufnahmen von dem roten, blickenden Licht des Engels geben einen gewissen Rhythmus vor. Das Blinken spannt einen Bogen, hält den Film zusammen, an dessen Ende der Engel in voller Pracht zu-sehen ist und einen in eine andere Sphäre hinterlässt.
Untermauert ist diese Reise mit dem Musikstück „Just the Feeling in the Room“. Die sphärischen Klänge und tiefen Posaunentöne definieren die Grundatmosphäre des Filmes und ermöglichen den Betrachter in die neue Welt einzutauchen und seinen Gedanken zu folgen. Zusammen mit den Geräuschen vor Ort bildet sich ein besonderer Raumklang, der zwischen den Welten oszilliert.